Um Wein nicht nur zu schmecken, sondern auch verstehen zu lernen, braucht es ein wenig theoretisches Wissen und Gefühl für eine Region. Heute folgen daher die notwendigsten Fakten zum Elsass – damit wir bald in die Tiefen dieser spannenden und noch viel zu oft mit altbackenen Klischees behafteten Region eintauchen können.
Grundlegendes
Auch wenn einige Gewohnheiten es teilweise anders anmuten lassen: das Elsass gehört zu Frankreich. Gelegen zwischen den Vogesen und dem Rhein ist es ein Gebiet, das sich aus beidseitigen Einflüssen eine bunte Mischung deutscher und französischer Sprache, Kultur und Tradition geschaffen hat.
Klima
Durch die schützenden Vogesen im Westen ist das Elsass ein geeignetes Weinanbaugebiet. Während im restlichen Nordfrankreich kühl-regnerisches Wetter das Jahr prägt, schirmen die Vogesen das östlich von ihnen gelegene Elsass gegen Regen und kühle Westwinde ab. Mit diesem Schutzmantel ist es eine der niederschlagärmsten Regionen Frankreichs, ganz im Gegensatz zum regenreichen Lothringen, westlich der Vogesen gelegen. Von den Bergen abgehalten, regnen sich die Wolken so im Westen erst ordentlich aus, bevor sie leicht genug sind um die Gipfel kreuzen zu können. Durch heiße Sommer und lange, trockene Herbste können die Trauben dort besonders gut zu ihrer vollen Zuckerreife gelangen.
Regionen
Aufgeteilt ist das Elsässer Weingebiet in zwei Regionen: „Bas-Rhin“, den nördlichen Teil des elsässer Rheinlaufs, sowie „Haut-Rhin“, den südlichen Teil. Bas-Rhin ist nicht so optimal durch Vogesen geschützt, da die Berge dort nicht ganz so hoch streben. Durch das etwas kühlere Wetter erbringt diese Region leichtere Weine. Im wärmeren Haut-Rhin, der Weinkernzone, hingegen entstehen vollere Weine.
Weinbereitung
In der Weinbereitung, den Bodenformationen und den angebauten Rebsorten ähnelt der Elsass sehr den deutschen Gegebenheiten. Was unter diesen eigentlich ähnlichen Voraussetzungen produziert wurde, unterschied sich in der Vergangenheit dennoch deutlich voneinander: Deutschland war lange für halbtrockene bis übersüße Weine bekannt, das Elsass für fürchterlich trockene Weine mit nahezu keinem Fünkchen Restsüße. Zum Glück hat beides heute keine Gültigkeit mehr. Denn während vieler Jahre haben sich die Stile beider Weinbauregionen aneinander angenähert. Bessere Weinbautechniken, moderne Anlagen, qualifizierte Winzer und die vermehrte Rückbesinnung auf qualitative statt quantitativer Weinerzeugung haben dazu geführt, dass Deutschland heute wieder für exzellente trockene Weine gelobt wird und das Elsass für mehr Mut zur Restsüße.
Die Winzer des Elsass fokussieren sich ebenso auf die Fruchtigkeit der Weine wie die deutschen Winzer. Daher setzen sie nur sehr selten Eichenfässer für Ausbau oder Reifung ein. Wenn doch noch Holz eingesetzt wird, handelt es sich meist um ovale, alte Holzfässer, die keine Holzaromen mehr an den Wein abgeben.
Besonderheiten
Elsässer Weine bringen einen entscheidenden Vorteil mit sich, der sie dem unbedarften Weintrinker etwas angenehmer in der Handhabung macht: ihre Etiketten verraten immer die Rebsorte. Im restlichen Frankreich braucht es da schon versiertere Weinkenntnisse, weil oft nur mit dem Wissen über Orte, Gemeinden und die dort angebauten Rebsorten Rückschlüsse gezogen werden können. Da Bordeaux nämlich keine Rebsorte ist, wie viele denken, sondern ein Verschnitt mehrerer Sorten, der zudem auch noch ganz nach Standort in seiner Zusammensetzung variiert, kann es schon mal etwas komplizierter werden, wenn man herausfinden möchte, welche Rebsorte man gerade trinkt. Dieses Problem hat man im Elsass jedenfalls nicht. Wo Riesling drin ist, steht Riesling drauf.
Einen kleinen Fallstrick gibt es im Vergleich zu Deutschland aber dennoch: das Elsass hat keine Prädikate. Ob der jeweilige Erzeuger also an den erwähnten Trend zur Restsüße glaubt oder ein staubtrockenes Getränk abgefüllt hat, kann man nur herausfinden, indem man vorher mit dem Winzer spricht – oder einfach verkostet. Nach einem Stufensystem, wie es in Deutschland mit Kabinett, Spätlese, etc. existiert, kann man im Elsass bislang leider vergeblich suchen. Zwar gibt es unter den Winzern einzelne Bemühungen zu einer Angabe auf dem Etikett, diese sind aber noch nicht flächendeckend vorhanden.
Rebsorten
Wie schon erwähnt ähneln sie den deutschen Rebsorten. Zu den meist angebauten Sorten gehören Sylvaner, Riesling, Muscat, Gewürztraminer, Pinot Gris (Grauburgunder), Pinot Blanc (Weißburgunder) und Pinot Noir (Spätburgunder).
Edelsorten
Zu den Elsässer Edelsorten zählen jedoch nur Riesling, Muscat, Pinot Blanc und Gewürztraminer – ausschließlich diese vier Sorten dürfen in den Grand Cru Lagen angebaut werden.
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